Strahlfäule
Was ist das? Ein übermäßiger Befall von Strahl und Ballen durch Bakterien. Dieser zeigt sich in einer schmierigen, grauschwarzen, süßlich riechenden Schicht auf dem weichen Horn. Die auslösenden Bakterien können im Stall/Auslauf/Weide nicht vermieden werden, da diese überall in der Natur vorkommen.
Bild 1 Strahlfäule
Mögliche Ursachen: schlechte Stallhygiene und nasse matschige Ausläufe begünstigen die Strahlfäule, sie sind jedoch nicht die Ursache. Auslöser sind in der Regel Fehlstellungen der Hufe! Ungünstige Belastungsverhältnisse durch zu hohe Trachten oder eine einseitig zu hohe Trachte, manchmal auch zu niedrigen Trachten sind die Vorreiter. Kommt dann noch mangelnde Hufpflege, schlechter Stoffwechsel und Probleme im Darmbereich durch Durchfall und Kotwasser oder eine Mineralstoffunterversorgung dazu, geht’s erst richtig los. Ja, und wenn dann auch noch die Ausläufe nass und matschig sind und der Stall nicht gemistet wird…….
Bild 2 Mangelhafte Hufpflege als Ursache. Am rechten Huf (in Fahrtrichtung) sind die Trachten zu hoch. Am linken Huf ist nur die innere Trachte zu hoch, der Huf ist dadurch schief.
Bild 3 Überfällige Hufpflege als Auslöser
Besonders jetzt in der nasskalten Jahreszeit taucht die unerwünschte Strahlfäule wieder vermehrt auf. Natürlich trägt die Nässe jetzt viel dazu bei. Aber auch ein gewisser Bewegungsmangel spielt mit rein. Um diese Zeit unternehmen wir halt auch nicht so viel mit unseren Langohren.
Eselhufe sind in ihren Ursprungsländern teils steinhart, bedingt durch die Trockenheit der Böden. Ein Esel ist in unseren Breitengraden ein Exote und verlangt ideale Haltungsbedingungen. Auch wenn diese gegeben sind, ist der Wasseranteil hierzulande in den Hufen viel höher. Das zeigt sich bei der Hufpflege. Das Hufhorn lässt sich meist schneiden wie Butter. Das Wasser vom morgendlichen Tau ist da schon ausreichend. Die Hornröhrchen des Hufhorns quellen auf – wie ihre Haut, wenn Sie zu lange in der Badewanne sitzen. Die Poren im Horn werden dadurch größer und geben den Weg für die Bakterien frei. Kommt dann ein weiterer negativer Faktor dazu, nimmt das Drama seinen Lauf.
Wie wird das bearbeitet? Wo kommt die Strahlfäule her? Suchen Sie die Ursache und stellen Sie diese, wenn irgend möglich, ab. Ansonsten wird das Ganze ein Fass ohne Boden. Die betroffenen Stellen müssen von Ihrem Hufbearbeiter großzügig weggeschnitten werden. In seltenen Fällen kann das zu kleinen Blutungen führen. Das ist keine Willkür oder Absicht von Ihrem Hufbearbeiter, leider kann das aber passieren. Wichtig ist, dass alle Überlappungen soweit wie nur irgendwie möglich weggeschnitten werden. Darunter geht es sonst sofort weiter. Die Blutung hört nach wenigen Minuten von selbst wieder auf.
Bild 4 a+b Strahlfäule beim Pferd mit chronischer Hufrehe und zu langem Hufpflegeintervall
Da es sich um einen Befall durch Bakterien handelt, sollten Sie am besten täglich desinfizierende Mittel anwenden. Bewährt haben sich dabei u. a. Mundspülung oder Handdesinfektionsmittel, die bei Ärzten oder im Krankenhaus verwendet werden oder Mittel, die im Fachhandel oder von Ihrem Hufbearbeiter vertrieben werden. Sie sollten nach spätestens zwei Wochen täglicher Anwendung eine deutliche Besserung feststellen. Ist das nicht der Fall, wechseln Sie bitte das Mittel. Verwenden Sie nun eine Lösung mit anderen Inhaltsstoffen! Ist der Ballen regelrecht gespalten, sollten Sie ein Stück Wattepad oder Mullbinde in die Furche drücken und mit dem Mittel tränken. Belassen Sie diese Tamponade im Huf und wechseln Sie sie täglich aus. Durch den Druck auf die darunter liegende Strahl- und Ballenlederhaut wird die Produktion von gutem, neuem Horn angeregt. Wiederholen Sie die Tamponade so lange, bis sie nicht mehr hält. Können Sie nicht tamponieren, dann bepinseln Sie Strahl und Ballen sorgfältig. Natürlich sollten die Bereiche vorher gut gereinigt worden sein. Wenn Sie waschen wollen, nehmen Sie dazu eine kleine Schüssel mit warmem Wasser und legen Sie für wenige Minuten eine Kernseife hinein. Mit diesem milchigen Wasser können Sie mit Hilfe einer weichen Bürste die betroffenen Oberflächen abwaschen. Lassen Sie die Hufe trocknen und bestreichen Sie dann erst den Huf. Ist der Huf noch nass, verwässern Sie die Mittel. Sie sind dann natürlich nicht mehr so wirksam.
Bild 5 a+b Tamponade für die Strahlfurche, hier bei einem Pferd
Vorsicht vor ätzenden Mitteln wie Wasserstoffperoxyd o.ä., wenn es geblutet hat oder Sie nicht wissen wie tief das ganze nach unten zur Huflederhaut geht. Kommt da was Ätzendes dran, brennt das wie Hölle. Esel sind da äußerst schnell unkooperativ bei der Behandlung, ohne die es aber leider nicht geht. Außerdem wird dabei die Huflederhaut geschädigt. Sie produziert dann kein gesundes Horn mehr, was zur Narbenhornbildung führt. Im schlimmsten Fall kann daraus Hufkrebs entstehen. Hufkrebs findet man jedoch meist nur bei Pferden, die sich trotz schmerzender Mittel weiter behandeln lassen. Esel sind klug und wehren sich vehement, wenn die Behandlung schmerzhaft brennend ist. Keine Verätzung der Huflederhaut > kein Hufkrebs > schlaue Tiere.
Was kann passieren, wenn eine Strahlfäule nicht richtig bearbeitet wird? Die Bakterien werden immer weiter nach oben in Richtung Strahllederhaut wandern. Das kann so weit gehen, bis kein Strahl und kein Ballen mehr vorhanden ist. An deren Stelle klafft ein schwarzes Loch. Wenn die Huflederhaut hier so gut wie frei liegt, kann das beim Laufen äußerst schmerzhaft werden und einen klammen Gang verursachen.
Weitere Themen rund um den Huf finden Sie in meinem „Lehrbuch zur klassischen Barhufbearbeitung“ von Rosi Schnitzenbaumer, Info unter: www.hufbalance.de; Bestellung in Österreich unter www.huf.at bei Hufbeschlagshandel Weiss, Stockerau oder bei mir persönlich. Gerne auch mit Widmung.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihre
Hufe- Rosi